Jahresausflug am 10.09.2022
Wir trafen uns zu früher Stunde um 6:00 Uhr am Bahnhof in Endersbach. Wie bereits bei einigen unserer früheren Ausflüge hatte Jürgen wieder einen Bus von Dannenmann organisiert und fuhr uns gut und sicher durch den leider einsetzenden Regen nach Blumberg, dem Startpunkt für die von Reinhard im Vorfeld organisierte Schwarzwaldhof Ingenieurfahrt.
In Blumberg-Zollhaus angekommen hatten wir bis zur Abfahrt des Zuges ausreichend Zeit. Die Regenschauer begleiteten uns weiter, sodass die Gelegenheit zum Frühstück in der benachbarten Bäckerei oder zur Besichtigung des sehenswerten Museums der Sauschwänzlebahn rege genutzt wurde.
Vor dem Einstieg in den bereitgestellten Zug erhielt jeder eine Tasche mit einem großzügigen Vesper vom benachbarten Wurstwarenhersteller Schwarzwaldhof überreicht. Die Abfahrt mit dem von der Diesellok 211 041-9 gezogenen Umbauwagenzug ging pünktlich los. Der Scharm dieser alten Wagen, Gerüche, Geräusche und die wegen des schlechten Wetters angelaufenen Scheiben sind unvergesslich.
In dieser Stimmung stellte sich unser Begleiter für diesen Tag Herr Bauknecht vor. Als Erstes wies er auf die Allzeit zu beachtenden Sicherheitsvorschriften hin. Sein Assistent verteilte Taschenlampen für die bevorstehenden Tunnelbegehungen. Weiterhin erklärte er uns, dass die Bahnlinie eigentlich 1976 von der Deutschen Bundesbahn stillgelegt werden sollte und die Rettung als Museumsbahn nur durch das Engagement der Stadt Blumberg und des Schweizer Eisenbahn-Verein EUROVAPOR möglich wurde. 1977 fanden die ersten Dampfzugfahrten auf der Museumsstrecke statt.
Wir haben die Fahrt durch die Tunnels und über die vielen Viadukte sehr genossen. Für unsere jüngsten Mitreisenden waren die am Waldrand stehenden und beim Näherkommen des Zuges flüchtenden Rehe natürlich viel interessanter. Wir fuhren die gesamte Strecke bis zum Endpunkt der Museumsbahn nach Weizen. Dort konnten wir die Umsetzung der Diesellok an das andere Ende des Zuges beobachten.
Nach einer halben Stunde fuhren wir dann bis zum Haltpunkt Lausheim-Blumegg zurück und stiegen dort aus dem Zug aus.
Auf einem feuchten und nassen Wanderweg parallel zur Wutach gingen wir in leichtem Regen zur ersten Station der Führung, dem Tunnelportal des Weiler Kehrtunnel. Dort erklärte uns Herr Bauknecht die historischen Umstände, warum diese Bahnlinie so gebaut wurde. Es war eine militärische Bahn (auch Kanonen-Bahn genannt) um das Hoheitsgebiet der Schweiz zu umfahren. Eine direkte Verbindung zwischen Blumberg und Weizen wäre für militärische Züge viel zu steil geworden. So musste die Strecke künstlich mit Kehren und Kreiskehrtunnel verlängert werden. Wegen des dadurch gekringelten Verlaufs wurde sie im Volksmund auch Sauschwänzlebahn genannt. Weiterhin erklärte er uns, wie in diesem ungeeigneten Gestein (Nagelfluh) Tunnelbau durch Segmentbauweise überhaupt erst möglich wurde.
Nach diesen Erklärungen setzten wir unsere Begehung in Richtung Wutachbrücke fort. Vorbei an einem einsam stehenden und liebevoll restaurierten Bahnwärterhäuschen, überquerten wir die 107,5 Meter lange, in Stahl-Fachwerkbauweise erstellte, Brücke. Auf der anderen Seite angekommen, konnten wir die aufwändige Anlage für die Längenausdehnung in Folge von Temperaturschwankungen der Stahlbrücke und Verschiebungen aus dem Gestein bewundern. In diesem Bereich schiebt auch der Berg in Richtung Wutach. So muss das Widerlager und die Gleislage immer wieder überprüft und korrigiert werden.
Wenige Meter nach der Brücke fanden wir zwischen den Gleisen einen wunderschönen Feuersalamander der vergeblich versuchte die Schiene Richtung Wutach zu überwinden. Durch einen beherzten Griff von Jürgen konnte ihm erfolgreich geholfen werden.
So erreichten wir die zweite und wichtigste Station unserer Ingenieurfahrt, die Durchquerung des 224 Meter langen Grimmelshofener Tunnel. Dort erklärte uns Herr Bauknecht welche Maßnahmen erforderlich sind zum Erhalt dieses Tunnels. Er wurde seinerzeit als unten offenes U gebaut. Dies führt durch das darüberliegende Nagelfluh-Gestein zu erheblichem Druck auf den Scheitel. Hier mussten in der Vergangenheit bereits aufwändige Sanierungsarbeiten durchgeführt werden. Trotzdem besteht die Gefahr, dass kleinere Steine herabfallen können. Der Berg drückt weiter und alles wird ständig beobachtet.
Nach kurzem Weg erreichten wir den Bahnhof Grimmelshofen. Dort stellten wir vorbereitete Tische und Bänke zur Einnahme des mitgebrachten, üppigen Wurst-Vesper auf. Zu unserer großen Freude kam auch noch die Sonne heraus und wir konnten uns frisch gestärkt über das Erlebte und Gesehene ausführlich unterhalten. Viel zu früh mussten wir dann leider wieder Aufräumen, um mit dem planmäßigen Museumszug an den Ausgangspunkt Blumberg-Zollhaus mitzufahren. Angekommen blieb uns bis zur Abfahrt des Busses noch Zeit das Bahnhofsgelände bei trockenem Wetter zu besichtigen. Das dort aufgestellte, alte Stellwerk aus Donaueschingen war leider geschlossen.
Ein Grund mehr die Sauschwänzlebahn nochmal zu besuchen.
Mit tollen Eindrücken und Erlebnissen fuhr uns Jürgen wieder sicher zurück nach Endersbach.